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Enerige & Management > Wasserstoff - Bundesregierung sollte „sehr robust“ gegenüber der EU-Kommission auftreten
Stefan Dohler. Quelle: E&M / Susanne Harmsen
WASSERSTOFF:
Bundesregierung sollte „sehr robust“ gegenüber der EU-Kommission auftreten
Im Gespräch mit E&M mahnt der EWE-Vorstandschef Stefan Dohler zu einer schnellen Skalierung der Wasserstoffwirtschaft, damit der Markt zuverlässige Signale liefern kann.
 
Stefan Dohler ist Vorstandsvorsitzender von EWE. Der Energieversorger mit Hauptsitz in Oldenburg hat in Norddeutschland gute Voraussetzungen, um grünen Wasserstoff zu erzeugen. Deshalb will das Unternehmen auch einen 320-MW-Elektrolyseur bauen. Standort soll Emden werden, wo es einen Netzknoten mit hoher Einspeisung von Windstrom gibt. Diesen Windstrom würde EWE gerne nutzen. „Die Regeln dazu sind allerdings kompliziert“, sagt Dohler im Gespräch mit E&M.

Es sind vor allem die Regeln der EU, die Dohler meint und die für die Wirtschaftlichkeit des Elektrolyseur-Betriebs nicht nur kompliziert, sondern auch problematisch sind. Denn diese machen den Wasserstoff laut Dohler um 50 Prozent teurer als er sein müsste.

Sie stammen noch aus Zeiten, in denen die wenigen verfügbaren Mengen an regenerativ erzeugtem Strom nicht dem Markt entzogen werden und für die Elektrolyse genutzt werden sollten. „Aber wir sind inzwischen in einer ganz anderen Welt“, gibt Dohler zu bedenken. Jetzt müsse Grünstrom immer wieder abgeregelt werden. Stattdessen würde EWE den Elektrolyseur gerne netzdienlich einsetzen.

„Wenn ich aber gezwungen bin, den Strom für meinen Elektrolyseur immer aus meinem dezidierten Windpark zu nehmen, dann werde ich den Strom dem Markt auch in diesen Stunden entziehen, in denen es eigentlich besser wäre, ihn dem Markt zur Verfügung zu stellen“, so der EWE-Chef.

Die Vorgaben der EU lauten: Wer für die Wasserstoffherstellung die IPCEI-Förderung in Anspruch nehmen will, also für ein Important Project of Common European Interest, muss die Kriterien der Renewable Fuels of Non-Biologic Origin (RFNBO) erfüllen. Diese setzen beispielsweise eine räumliche und zeitliche Korrelation zwischen dem Stromverbrauch des Elektrolyseurs und der Stromerzeugungsanlage voraus. Außerdem müssen neue und nicht-geförderte Erneuerbare-Energie-Anlagen kontrahiert werden, so dass zusätzliche Mengen an Grünstrom auf den Markt kommen.
 
Amotisationskonto mit Vorbildcharakter für Speicher
 
Dohler fordert von einer neuen Bundesregierung, sie müsse „sehr robust“ gegenüber der EU-Kommission auftreten und sich für eine Auflösung der Kriterien der Gleichzeitigkeit und Zusätzlichkeit einsetzen. Gleichzeitig wünscht er sich, dass das künftige Kabinett mit seiner Politik den Bedarf an grünem Wasserstoff stützt, und der Industrie, etwa der Stahlbranche, Optionen eröffnet, damit diese sich die Betriebskosten für die Herstellung von grünem Stahl leisten können.

In dem Zusammenhang denkt der EWE-Chef etwa an Klimaschutzverträge und einen Differenzausgleich oder an grüne Leitmärkte. Konkret könne die Bundesregierung sich für eine gewisse Mindestquote von Grünstahl bei öffentlichen Ausschreibungen stark machen.

Dass es in den kommenden Jahren eine „Explosion der Nachfrage“ nach grünem Wasserstoff geben wird, glaubt Dohler allerdings nicht. „Aber wir müssen anfangen, Importstrecken aufzubauen“, sagt er und mahnt zu Offenheit bei den Wasserstofffarben, etwa für blauen Wasserstoff.

Denn es sei wichtig, überhaupt erst einmal einen schnellen Hochlauf zu bewerkstelligen. So könnte der Markt zuverlässige Preis- und Mengensignale liefern. Am Ende müsse sich jedes einzelne Projekt rechnen, betont Dohler. Und auch die Wasserstoffspeicherung müsse wirtschaftlich sein. Man könne sich das Amortisationskonto für die Leitungen durchaus als Vorbild für den Umgang mit den Wasserstoffkavernen nehmen. „Das ist ein kluges Modell“, meint der EWE-Chef.

Das vollständige Interview mit dem EWE-Vorstandsvorsitzenden Stefan Dohler lesen Sie in der aktuellen Print-Ausgabe von Energie & Management.
 
 

Fritz Wilhelm
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